Predigt von Erzpriester Sergey Baburin, 20.03.2022

Hamburg, den 20.03.2022

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Die große Fastenzeit ist eine Zeit geistlichen Tuns, eine Zeit der guten Werke und die Zeit der Ernte christlichen Lebens, mindestens unserer Bereitwilligkeit dazu. Wir hören heute eine Lehrrede über sichtbare und unsichtbare Ernten, die wichtigsten Ernten der großen Fastenzeit. Im heutigen Evangelium hören wir, wie der Herr das Gebet der Freunde wahrnimmt. Diese Freunde, denen die Krankheit ihres Freundes ins Herz schneidet, bringen ihren Freund zum Herrn. Sie finden heraus, wo Er sich befindet, es ist ihnen klar, dass sie durch so ein Gedränge nicht durchkommen, sie klettern aufs Dach, zerren ihren Freund da hinauf, tragen teilweise den Dachbelag ab und lassen ihren Freund lautlos zu Füßen des in die Mitte genommenen Erlösers hinunter.

In ihrem Handeln sieht der Herr Eifer und hingebungsvolle Liebe ihrem kranken Freund gegenüber. Das ist selten im Evangelium anzutreffen, dass der Herr das Wunder nicht nach dem Glauben des Menschen selbst geschehen lässt, sondern nach dem Glauben anderer Menschen, nach dem Glauben und Gebet seiner Nächsten, die ihn lieben und Außerordentliches um seinetwillen leisten. Das ist für uns ein Hinweis, dass wir nicht vergessen, wie hoch der Herr unser Bemühen anderen Menschen zuliebe schätzt. Gehen wir kurz auf diese evangelische Erzählung ein, die interessant und sehr wichtig ist. Als der Herr den Gelähmten sieht, spricht Er zu diesem bedauernswerten Menschen: „Hab Vertrauen, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!“ (Mt. 9,2).

Er als Gott begreift, dass die Vergebung der Sünden höher als alle irdischen Dinge ist, höher als glänzende Aussichten im weiteren Leben. Aber die Leute ringsherum geraten in Verlegenheit: „Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott?“ (Mk 2,7). Sie wissen aber, dass ihre eigenen Worte häufig ohne Gehalt sind, dass sie oft leere Worte aussprechen. Wie kann man nachweisen, ob deine Sünden vergeben worden sind? Wie ist das Beurteilungsmerkmal der Vergebung? Deswegen sind sie in Verlegenheit.

In ihrem Bewusstsein ist die Krankheit direkt mit der Sünde verbunden. Viele denken auch jetzt so, dass es da einen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang gibt. Zu Zeiten des Alten Testaments war es so üblich, alle waren dieser Meinung. Um diese Menschen zu überzeugen, sagt der Herr: „Welches ist leichter zu sagen?“ Und damit sich alle besinnen, spricht der Herr zu diesem Menschen: „Steh auf, nimm deine Liege und geh nach Hause!“ (Mk. 2). Die Menschen lebten in dem Bewusstsein, dass wenn die Sünde vergeben ist, die Heilung augenblicklich eintritt.

So stellt sich heraus, dass die Leute in die Falle geraten sind, die sie dem Herrn gestellt haben. Durch ihre eigenen Worten erkannten sie Ihn als Gott an, weil Er alleine durch die Vergebung der Sünden diese Krankheit heilen konnte.

Dabei predigt die Kirche, dass wir im Alltagstrubel, selbst wenn er mit den Sorgen um unsere Nächsten verbunden ist, die Hauptsache, das Gebet nicht vergessen sollen. Nicht zufällig erinnert heute die heilige Kirche an einen Menschen, den sie als den Gebetslehrer betitelt: Gregorios Palamas, Erzbischof von Thessaloniki, war ein großer Verwalter und zugleich Mönch und Betender, Nachfolger der Asketen vom Athos, die ihr ganzes Leben dem Gebet widmeten. Er schrieb viele Werke und sagte über das Gebet, dass in ihm durch eine innige Tätigkeit eine permanente Verbindung des Herzens mit dem Geist möglich ist. Darüber spricht auch der Herr, dass man oft beten und den Mut nicht verlieren soll. Apostel Paulus erinnert uns auch daran, dass wir unaufhörlich beten sollen.

Oft wundern wir uns: wie soll das gehen, wie kann das Gebet unaufhörlich sein, wo wir doch ständig mit den Gedanken woanders sind? Und je länger die Menschheit existiert, desto schwieriger ist es und fast unmöglich wird es, den Geist und das Herz beim Gebet zu verbinden. Der enorme Informationsfluss lässt uns nicht beim Gebet verweilen.

Aber große Heilige, wie z.B. auch unser gerechter Johannes von Kronstadt, wiederholten oft: „Ich bete immer“. Sie lassen uns nicht daran zweifeln. Es ist nicht nachzuvollziehen, wie er das alles in sich vereinen konnte: Menschen retten, ihnen helfen, beten, Gottesdienste täglich halten und noch vieles mehr. Und er sagte immer wieder: „Ich bete ständig, und ich kann mir nicht einmal vorstellen, wie man ohne Gebet leben kann“. Und er war kein Nachfolger der Tradition der uralten Mönche, der diesen geistlichen Zustand erreichen konnte, sondern ein Priester, der mitten im Leben stand, sich im Menschengewühl befand, unter zahlreichen Bedrängnissen und Elend lebte, der aber im Herzen seine Ruhe und das Gebet aufrecht zu erhalten verstand.

Gott gebe, dass wir uns um den Frieden sorgen, dem Herrn dienen, Gottes Taten vollbringen, das, was in unsere Seele Freude und Frieden bringt. Man kann nicht nach dem Frieden streben, den Frieden hegen und dabei in Zwietracht, mit Unruhe im Herzen leben.

Gott behüte Sie, liebe Brüder und Schwestern! Gott segne uns alle! Gott segne Sie für gute Taten!

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