Während der Gründerzeit wurde das nördliche St. Pauli (Karoviertel und Schanzenviertel) immer dichter bevölkert. Die evangelisch-lutherische Gemeinde der St. Pauli Kirche, die seit 1683 ihren Standort am Hafenrand hatte, entschied sich zunächst für die Errichtung zweier Pastorate (1895 und 1901/02), um dieses Gebiet besser versorgen zu können, und schließlich zur Gründung einer Filialkirche. Der Grundstein der Gnadenkirche wurde am 8. Juli 1906 gelegt, die Einweihung konnte am 1. Dezember 1907 stattfinden.
Die Kirche wurde der Gnade Gottes gewidmet, eine bewusste Bezugnahme auf ihren Standort zwischen den Gerichten und dem Gefängnis Holstenglacis. Der Bau wurde nach Entwürfen von Fernando Lorenzen (1859-1917) ausgeführt. Den Grundriss der Kirche bildet ein griechisches (gleichschenkliges) Kreuz. Im Stil des Historismus ausgeführt, ist der Zentralbau von ostkirchlichen Sakralbauten inspiriert, insbesondere vom Bautyp georgischer Kirchen.
Im 2. Weltkrieg wurde das Gebäude erheblich zerstört und erst 1947 wiedereröffnet. Seit dieser Zeit ist die Gemeinde „St. Pauli-Nord“ selbstständig. Die Messeerweiterung führte 1972 dazu, dass die Gemeinde beide Pastorate verlor. Der gravierende demografische Wandel seit den 60er Jahren und die isolierte Lage auf einer Verkehrsinsel ließ immer wieder nach einer überregionalen Nutzung des Kirchengebäudes fragen. 2002 fusionierte die Gemeinde mit der „Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Pauli-Süd“. Da die erheblichen Renovierungskosten der Gnadenkirche die Finanzkraft der Gemeinde überstiegen, wurden neue Nutzungsmöglichkeiten erwogen. Um das Gebäude als Gotteshaus zu erhalten, wurde es 2004 an die Gemeinde des Heiligen Johannes von Kronstadt der Russisch-Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats übergeben. Damit wurde ein Zeichen der ökumenischen Geschwisterschaft gesetzt. Der aus Sandstein gefertigte Altar der Gnadenkirche befindet sich heute in der St. Pauli Kirche.
Die russisch-orthodoxe Gemeinde des Hl. Johannes von Kronstadt wurde im Jahre 2001 gegründet und untersteht dem Moskauer Patriarchat. Sie ist die jüngste russisch –orthodoxe Gemeinde in Hamburg . Die Gemeinde zählt zurzeit ca. 2000 Mitglieder, die sich in der geräumigen Gnadenkirche sehr wohl fühlen. Die für westliche Bauweise einzigartige Architektur der Gnadenkirche mit ihren runden Formen und Elementen aus der Romanik und Gotik ähnelt dem architektonischen Stil der byzantinischen Ostkirchen, so dass sie sich mit ihren heutigen fünf Zwiebeltürmchen und orthodoxen Kreuzen, die im Sommer 2007 aufgebracht wurden, kaum von der Architektur der früheren östlichen orthodoxen Kirchen unterscheidet.
Im Innern des Kirchengebäudes wurden einige Veränderungen im Hinblick auf orthodoxe kirchliche und liturgische Traditionen vorgenommen. So wurden die Bänke aus der Mitte entfernt und an den Wänden in den Kirchenschiffen platziert. Die Kanzel hat einen Ehrenplatz an der linken Seite der Ikonostase gefunden. Die schon bestehende Trennwand vor der Sakristei wurde als Grundelement für die Ikonostase benutzt. Die besten Moskauer Ikonenmaler versuchten, die komplizierte altertümliche Tradition der Ikonenmalerei auf Stein für die Gnadenkirche neu zu beleben. Dieses waghalsige Projekt wurde von Erfolg gekrönt und es entstand eine in Europa einzigartige steinerne Ikonostase, die mit einmaligen Fresken bestückt ist. Die Ikonostase zeichnet sich auch dadurch aus, dass sie Ikonen von 3 Deutschen beinhaltet, die in der russisch-orthodoxen Kirche heilig gesprochen worden sind: die des Hl. Prokopius von Ustjug, der ursprünglich ein erfolgreicher Hansekaufmann aus Lübeck war, sich später zur Orthodoxie bekannte und nach seinem Tode selig gesprochen wurde, sowie die der Hlg. Elisabeth, einer deutschen Prinzessin, die einen Moskauer Gouverneur heiratete und orthodox wurde. Sie war in ganz Russland für ihre Wohltaten und ihre Barmherzigkeit bekannt und wurde nach ihre Ermordung als Märtyrerin heilig gesprochen. Die dritte und für Hamburg wohl wichtigste dargestellte Persönlichkeit ist St. Ansgar, der Apostel des Nordens und erster Bischof von Hamburg, der sowohl in der Ostkirche als auch in Norddeutschland hoch geschätzt und verehrt wird.
Die Kirche wurde am 30. Mai 2007 in der orthodoxen Tradition geweiht. Bedeutungsvoll ist, dass dieses Ereignis, das eine enorme Anzahl von Menschen anlockte, in den Tagen stattfand, als Hamburg das 50-jährige Jubiläum seiner Städtepartnerschaft mit St.-Petersburg feierte. Die Gemeinde trägt den Namen des Heiligen Johannes von Kronstadt, des wichtigsten Heiligen der Petersburger. Indem die Gemeinde diesem Heiligen gewidmet wurde, schufen die Kirchgänger eine weitere, geistige Verbindung zwischen den Partnerstädten.
In der Kirche des Hl. Johannes von Kronstadt wird jeden Sonnabend und Sonntag sowie an allen orthodoxen Feiertagen die Göttliche Liturgie gefeiert, mittwochs abends eine Andacht und samstags abends ein Abendgottesdienst mit dem Sakrament der Ölung.
Die Kirche des Hl. Johannes von Kronstadt ist ein Ort der Stille und des Gebetes, der jedem offen steht.
Tschaikowskyplatz 1
20355 Hamburg
Kriche:
Täglich 10:00-15:00
Mittwoch und Samstag 10:00-19:00
Gemeindebüro:
Montag bis Freitag 10:00-15:00 Uhr
Email: info@hamburg-hram.de
Phone: (040) 248 70740
Pfarrer: Priester Sergey Baburin
(0173) 23 11 055