Kirche des Heiligen Johannes von Kronstadt zu Hamburg
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Kirche des Heiligen Johannes von Kronstadt zu Hamburg

Berliner Diözese der russischen-orthodoxen Kirche
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Aufnahme der Liturgie auf deutsch, 15.12.2024
Predigt von Erzpriester Sergey Baburin
Zum Fest des Einzugs der Gottesmutter Maria in den Tempel
Hamburg, den 4.12.2024
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Frohes Fest, liebe Brüder und Schwestern!
Heute sind wir erfüllt von Gedanken über dieses wunderbare Ereignis, das zwar nicht in der Heiligen Schrift festgehalten ist, uns jedoch durch die reiche Überlieferung der Kirche und durch alte Dokumente übermittelt wurde. Diese Zeugnisse gehören zwar nicht zum Kanon der Heiligen Schrift, sind aber wertvolle Denkmäler antiker Schriftkultur, die die ersten schriftlich fixierten Überlieferungen über die Kindheit und Persönlichkeit der Allerheiligsten Gottesmutter bewahren.
Seit jeher haben Christen darüber nachgedacht und sich gefragt, wie es möglich war, dass ein Mensch, der uns in allem gleich ist, der die gleichen inneren Kämpfe durchlebt und ebenso psychologisch komplex ist wie wir, eine solche geistliche Höhe erreichen konnte - ein Tempel Gottes in dieser Welt zu werden und das Göttliche in sich zu tragen.
Diese Überlegungen führten stets zu Gedanken über die Geburt, die Kindheit und die Erziehung der Allerheiligsten Jungfrau Maria. Aus der Überlieferung der Kirche wissen wir, dass die frommen Eltern der Gottesmutter, die heiligen Joachim und Anna, asketische Gerechte waren. Sie lebten in Jerusalem, stammten aus einer angesehenen und weithin bekannten Familie und waren dennoch 50 Jahre lang von der Freude, Eltern zu sein, ausgeschlossen.
Für die Menschen jener Zeit war dies eine äußerst schwere Prüfung, eine der schwierigsten überhaupt. Es war nicht einfach nur ein Fakt. Es gibt Familien mit und ohne Kinder. Manche möchten bewusst kinderlos bleiben, um ein unbeschwertes und freies Leben zu führen. Doch damals war Kinderlosigkeit ein schweres Kreuz, das oft kaum zu ertragen war. Zudem wurde die Last dadurch noch verstärkt, dass hinter ihrem Rücken getuschelt wurde. Man verdächtigte sie nicht existenter Sünden und glaubte, ihre Kinderlosigkeit sei die Folge verborgener Vergehen.
Damit zu leben war äußerst schwer. Doch trotz all dieser Belastungen wurden sie kein verbittertes oder gereiztes Ehepaar. Sie bewahrten ihre Rechtschaffenheit und blieben die gleichen reinen, lichtvollen Menschen, die sie immer gewesen waren, einander stützend und dieses Kreuz gemeinsam tragend. Und so schenkte ihnen der Herr, als sie bereits hochbetagt waren, diese große Freude.
Man muss sagen, dass das Alter von drei Jahren hier natürlich eine Besonderheit ist, die keineswegs zufällig gewählt wurde. In diesem Alter kann ein Kind bereits laufen, sinnvoll sprechen und in einen Dialog treten. Es ist fähig, erste Dinge bewusst wahrzunehmen und zu lernen. Und so ist es bemerkenswert, dass die Eltern, in dem Bewusstsein, dass diese Freude ein ausschließlich göttliches und unverdientes Geschenk ist, gemeinsam beschlossen haben, ihre Tochter Gott zu weihen.
Und so schien es, als hätten diese alten Eltern noch nicht die Freude der Elternschaft genießen können. Gerade in diesem Alter, in dem man jeden Moment im Leben des Kindes festhält, ist jeder Tag etwas Neues, Unwiederholbares. Wenn man es nicht aufschreibt, wird man nie erinnern, was es gesagt hat. All das ist so spannend. Aber für sie war ihr Gelübde, ihr Versprechen, wichtiger. Es war für sie von Bedeutung, dass ihr Kind nicht mit dem Schmutz dieser Welt in Berührung kam, dass nur Heiliges in ihre Seele eintrat. Und deshalb, sobald es gemäß den Tempelvorschriften möglich wurde (früher wäre dies nicht möglich gewesen, sie hätten sie aber auch früher gebracht – so rechtschaffen wie sie waren), führten sie ihre Tochter in den Jerusalemer Tempel.
Als wohlhabende Menschen und Angehörige eines uralten Geschlechts konnten sie dieses Ereignis in besonderer Weise gestalten. Sie verstanden, dass ein kleines Mädchen sich natürlich erschrecken oder verzweifeln könnte, wenn es seine Eltern verlöre. Inmitten des Trubels des Jerusalemer Tempels - einer Menschenmenge, die schreit, Opfer darbringt, wo Rauch aufsteigt, das Brüllen der Tiere, die für das Opfer vorgesehen sind, die Luft erfüllt - all dies könnte sich schwer auf die Psyche eines Kindes auswirken. Deshalb bereiteten sie ein festliches Ereignis vor. Sie luden Mädchen ein, die wie Freundinnen das Kind in den Tempel begleiteten. Alles war feierlich geschmückt, mit Kerzen und Blumen. Der Hohepriester erwartete sie und nahm sie in Empfang.
Und so sehen wir, wie die Heilige Kirche besonders betont, dass sie mühelos die 15 Stufen hinauflief. Doch was sind das für Stufen? Es sind nicht einfach die Treppenstufen wie in einem Wohnhaus, wenn man zur Wohnung hinaufgeht. Jede dieser Stufen war ziemlich hoch und bot Platz für viele Menschen. Auf diesen Stufen standen die Sänger des Jerusalemer Tempels, die Leviten, die während des Gottesdienstes Psalmen sangen. Diese sogenannten Stufenpsalmen gehören heute zur 18. Kathisma. All dies war von großer Feierlichkeit geprägt.
Einem normalen Menschen wäre es schwergefallen, diese Stufen hinaufzusteigen. Doch die Überlieferung betont, dass sie leicht wie ein Vogel alle 15 Stufen hinaufstieg, weil ihre Seele zum Tempel drängte - einem Ort, der in ihrer kindlichen Wahrnehmung etwas Besonderes auf Erden war, so wie ihre Eltern ihn ihr beschrieben hatten.
Und sie steigt diese Stufen hinauf. Die Überlieferung der Ereignisse dieses Festes berichtet, dass sie in das Allerheiligste eintritt. Doch aus der Sicht jener Zeit war dies etwas völlig Ungeheuerliches. Das Allerheiligste war ein verschlossener Raum, den niemand betreten durfte - nur der Hohepriester und der auch nur einmal im Jahr.
Doch hier wird betont, dass es tatsächlich geschah. Wie konnte das sein? Tatsächlich erkannte Zacharias, der Hohepriester, der sie empfing, durch eine Eingebung, dass dieses Kind etwas ganz Besonderes war, dass ihr Platz dort war, wo nur er selbst einmal im Jahr sein durfte. Und so führte er sie hinein. Vielleicht ging sie auch selbst in kindlicher Unmittelbarkeit dorthin. Aber sie befand sich schließlich dort.
Erstaunlich ist dieses Aufeinandertreffen des Allerheiligsten mit einem kleinen Mädchen. Man könnte meinen, was ist Besonderes dabei? - Vielleicht ein Verstoß gegen das Gesetz. Aber in Wirklichkeit war es die höchste Erfüllung aller alten Prophezeiungen. Denn das Allerheiligste selbst war ein Sinnbild, ein Urbild für sie.
Zwei Wirklichkeiten trafen hier aufeinander: das Urbild und das Bild. Denn der gesamte Tempel, das Allerheiligste und alles, was darin aufbewahrt wurde, wies auf sie hin. Selbst die Gegenstände, die im Allerheiligsten aufbewahrt wurden, waren jeder für sich urbildhaft für die Gottesmutter - aber das ist ein Thema für sich.
Und sie tritt ein in diesen Raum. Die Überlieferung berichtet, dass ihr später die Möglichkeit gewährt wurde, sich regelmäßig an diesem Ort aufzuhalten, dort zu beten und über die Heilige Schrift nachzudenken.
Besonders bedeutsam sind die 15 Stufen. Dieses Zahlensymbol hat eine tiefere Bedeutung, die sich im Leben der Gottesmutter offenbart. Wir wissen, dass sie bis zu ihrem 14. Lebensjahr im Tempel von Jerusalem lebte und im Alter von 15 Jahren zur Gottesmutter wurde. Die 15 Stufen stehen also sinnbildlich für ihren Aufstieg zu diesem unfassbaren Geheimnis.
Wie kann man die Mutter Gottes selbst werden? Auch für uns ist dies ein Nachsinnen über unfassbare Umstände. Der heilige Theophan der Klausner spricht darüber sehr treffend. Er verweist auf die Worte des Psalms: „Jungfrauen sind ihr Gefolge“. Diese Jungfrauen, die der Gottesmutter mit Freuden folgen und mit brennenden Kerzen hinter ihr hergehen, ohne zu wagen, das Allerheiligste zu betreten, sind ein Sinnbild für alle, die Christus und der Gottesmutter folgen, für alle reinen Seelen, die bereit sind, die Reinheit des Lebens anzunehmen und in ihr „innerstes Wesen“ einzutreten - in das Allerheiligste ihrer eigenen Seele. Dort findet die Begegnung des Menschen mit Gott statt. Dafür ist die geistliche Lebensführung da: damit wir fähig werden, einzutreten und uns dieser Begegnung zu nähern.
Sehr interessant sind auch die Gedanken des Starez Johannes (Krestjankin) zu diesem Fest. Er erhielt den Segen, Prediger im Pskowo-Petscherski-Kloster zu werden. Obwohl er sich dieser Aufgabe als unwürdig empfand, bereitete er sich mit großer Hingabe vor, schrieb und durchlebte seine Predigten intensiv. Uns ist ein erstaunliches Erbe seiner Predigten erhalten geblieben.
Zu diesem Fest spricht Vater Johannes auf bemerkenswerte Weise. Er sagt, dass das Bild, das wir heute sehen, ein Geschenk an jeden von uns ist. Es ist eine Möglichkeit, die jedem von uns gegeben ist. Denn auch wir können denselben Weg wie die Gottesmutter gehen: die Stufen des von Menschen geschaffenen Tempels hinaufsteigen, um in den nicht von Menschen geschaffenen Tempel einzutreten - in das Allerheiligste.
Und diese Abfolge bleibt auch für unser Leben bestehen. Ohne den Eintritt in den Tempel, die Kirche, die für uns zugänglich und als Geschenk gegeben ist, in die Gnade und die Tradition, die hier bestehen, und ins Heiligtum der Mysterien, das uns angeboten wird, können wir nicht in das Allerheiligste eintreten. Um in das Allerheiligste zu gelangen, muss man die von Menschen geschaffenen Stufen des Tempels hinaufsteigen, der mit menschlichen Händen errichtet wurde. Möge Gott uns allen das innere Streben nach dem Haus Gottes und nach der Gottesgemeinschaft schenken.
Auch der heilige Johannes von Kronstadt denkt darüber nach, was die Allheilige Gottesmutter im Haus Gottes tat. Sie war eine sehr gebildete junge Frau. Sie lernte Lesen und Schreiben - ein seltenes Phänomen zu jener Zeit. Sie erlernte auch Handarbeiten im Tempel von Jerusalem. Die Überlieferung besagt, dass sie viele Jahre lang den Vorhang im Tempel von Jerusalem webte - jenen Vorhang, der vermutlich von unsichtbarer Kraft zerrissen wurde, als ihr Sohn seinen Geist am Kreuz aufgab.
Der Vorhang, der zerriss, zeigte, dass der Tempel nun ein anderer ist. Von nun an wird die Gnade des Tempels, die hier war, anders sein, sie wird anders wirken. Dieser Vorhang selbst ist ein Vorbild für unseren Herrn Jesus Christus, der am Kreuz für uns zerrissen wurde, damit wir die Möglichkeit der unmittelbaren persönlichen Gottesgemeinschaft erhalten - jeder von uns.
Deshalb ist, wie Vater Johannes von Kronstadt sagt, ihr Leben ein Gebet, das sie im Tempel erlernte, es ist das Psalmsingen, dem sich all diese Mädchen widmeten, und es ist die Handarbeit, mit der die Allerheiligste Jungfrau Maria immer beschäftigt war, ohne je untätig zu sein. Wiederum zeigt der geregelte Lebensstil der Gottesmutter das Fundament ihrer geistlichen Erneuerung.
Für uns heute ist dies ebenfalls ein sehr wichtiges Zeugnis, denn wir haben alle den geregelten Lebensstil verloren, weil ihn uns das Mobiltelefon vollständig genommen hat. Wir erinnern uns an nichts mehr. Wenn wir aufwachen, greifen wir sofort danach und wir schlafen mit ihm ein. Wir verlieren jede Reihenfolge in unserem Leben, jede Struktur.
Möge Gott uns dennoch helfen, dass in unserem Tagesablauf sowohl die morgendlichen und abendlichen Gebete als auch die notwendige Arbeit, die Sorge um die Nächsten und die irdischen Aufgaben, die der Herr jedem von uns zugedacht hat, ihren Platz finden. All dies sollten wir lernen aus dem scheinbar einfachen Fest, das geschichtlich als letztes in die Tradition der Zwölf großen Feste der Orthodoxen Kirche eingegangen ist.
Möge der Herr euch bewahren, liebe Brüder und Schwestern! Und möge uns die Königin des Himmels helfen, denselben Eifer und die Zuversicht zu bewahren, die sie schon im Kindesalter hatte. Mögen wir nicht verlieren und uns ständig fragen, was Gott wohlgefällig ist und nicht unserem eigenen Verständnis, Wunsch oder Absicht folgen. Möge der Herr uns bewahren. Frohe Festtag!

(Übersetzung Dmitrij Shin)
Liebe Brüder und Schwestern!

Heute haben wir das Evangelium gehört, in dem der Herr eine Frau heilt, die an einer unheilbaren Krankheit litt, und die Tochter des Synagogenvorstehers wieder zum Leben erweckt. Diese Wunder lassen uns nachdenken: Warum heilt der gleiche gütige Gott heute, in unserer Zeit, nicht unsere Angehörigen? Warum befreit er uns nicht von Tränen und Leiden? Warum lässt er das Leid von Kindern zu, die ihre Eltern verloren haben, oder die Bitterkeit von Müttern, deren Männer zerstörerischen Leidenschaften wie Alkohol und Drogen verfallen sind? Warum greift der Herr, der all dies sieht, nicht ein, tröstet die Trauernden und heilt die Leidenden, damit die ganze Welt erkennt, dass Christus der Sohn des lebendigen Gottes ist?

Vor Kurzem besuchte ich auf Bitte eines jungen Mannes ein Krankenhaus. Er hatte mich zu seinem sterbenden Vater gerufen, einem Mann von vierzig Jahren. Dieser Jugendliche hatte mich selbst aufgesucht und mir erklärt, wie wichtig die Anwesenheit eines Priesters für seinen Vater sei. Als ich kam, wartete der Sterbende tatsächlich auf mich. Wir sprachen lange. Er, von der Krankheit erschöpft, schlief ein, wachte wieder auf und setzte seine Beichte fort, erzählte ehrlich von seinen Leidenschaften, Sünden und Verfehlungen. Ich sprach das Gebet der Lossprechung über ihn und spendete ihm die heiligen Geheimnisse Christi.

Ich war beeindruckt von der tiefen Dankbarkeit seines Sohnes – nicht der Ehefrau oder der Eltern dieses Mannes, sondern gerade des Jugendlichen, der sich aufrichtig für seinen Vater freute. Ich versuchte, ihn zu trösten, hatte aber ehrlich gesagt keine großen Hoffnungen. Eine Woche später traf ich diesen jungen Mann wieder in der Kirche, und seine Worte erschütterten mich: Der Vater war aus dem Krankenhaus entlassen worden und nach Hause zurückgekehrt! Ein Wunder war geschehen – das Leben des Vaters kehrte in die Familie zurück!

Im Evangelium hören wir die Worte Christi: „Fürchte dich nicht, glaube nur.“ Diese Worte richtete er nicht nur an den verzweifelten Synagogenvorsteher, sondern auch an uns, die wir im 21. Jahrhundert in einer modernen Welt leben. Christus ist gestern, heute und in Ewigkeit derselbe. Er besucht jeden von uns weiterhin und fragt: „Kannst du glauben?“ Und er antwortet uns: „Dein Glaube hat dich gerettet.“

Solche Beispiele begegnen uns überall. Der Hollywood-Schauspieler Chris Pratt, bekannt aus den Filmen Guardians of the Galaxy und Jurassic World, wurde ein tiefgläubiger Christ, nachdem sein Sohn vorzeitig und in Lebensgefahr geboren wurde. Chris und seine Frau beteten inständig und baten Gott um Hilfe. Das Kind überlebte auf wundersame Weise, und diese Erfahrung wurde für den Schauspieler ein Zeugnis der Kraft Gottes. Oder der Schauspieler Neal McDonough, bekannt aus den Serien Desperate Housewives und Arrow, der offen seinen Glauben bekennt. Er erzählt, wie ein Gebet um die Heilung eines Kindes erhört wurde, was sein Vertrauen in den Herrn endgültig stärkte.

Hilf uns, Herr, zu erkennen, welch großes Geschenk Du uns gegeben hast – das Geschenk des Glaubens. Dieser Glaube, der nach Deinem Wort Berge unserer Probleme versetzen, uns in unserer Trauer trösten und unser Leben verwandeln kann. Selbst wenn wir nicht das Ergebnis sehen, das wir uns wünschen, werden unser Glaube und unser Vertrauen zu Dir niemals vergeblich sein. Du wirst zu jedem sagen, der sich hoffnungsvoll an Dich wendet: „Geh hin, dein Glaube hat dich gerettet.“

Wie der heilige Paisios vom Berg Athos sagte:
„Wenn du Glauben hast, wird Gott alles regeln. Auch wenn es so aussieht, als gäbe es keinen Ausweg, wird der Herr dir einen Weg zeigen, der verborgen war.“

Amen.
Erzpriester Dyonisios
06 Januar 2025 – Weihnachtsbotschaft des Erzbischofs Tichon von Rusa, Leiters der Diözese von Berlin und Deutschland

Weihnachtsbotschaft
des Erzbischofs von Rusa TICHON,
des Leiters der Diözese von Berlin und Deutschland,
an die Kleriker, Mönche, Nonnen und Laien

Geliebte Väter,
verehrte Mönche und Nonnen, liebe Brüder und Schwestern!

Ich beglückwünsche euch alle zum Fest der Geburt Christi. Ein für den menschlichen Verstand unbegreifliches, doch für den Glauben annehmbares und verständliches Geheimnis wurde enthüllt: „Gott hat sich im Fleisch offenbart“ (1 Tim 3,16). Der Schöpfer des Himmels und der Erde, der Anfang aller Anfänge, der von Ewigkeit her Seiende, wurde in der armseligen Krippe von Bethlehem geboren. Der Unbegrenzte schloss sich selbst in die Enge eines Ortes ein. Der dem Wesen nach Unwandelbare nahm die Natur des gefallenen Adam an und wurde Mensch, in allem uns gleich, außer der Sünde. Gott wurde Mensch, um unsere Freuden und Sorgen zu teilen. Die alttestamentlichen Prophezeiungen und Vorbilder erfüllten sich (Gen 49,10). „Die verderbliche Nacht der Sünde“, sagt der heilige Bischof Gregorios von Nyssa, „beginnt durch die Geburt Christi, des Erlösers, zu schwinden“, und die Engel verkünden den Menschen die frohe Botschaft: „Ehre Gott in den Höhen, und auf Erden Friede und Wohlgefallen unter den Menschen“ (Lk 2,14).

Die Geburt Christi ist ein wahrhaft großes Wunder! Der mit dem Vater Wesenseine, der Einziggeborene Gottessohn, blieb, wie er war, Gott, nahm die menschliche Natur an und in Seiner Person vereinigte Er sie mit der Gottheit „unvermischt, unverwandelt, ungetrennt, ungesondert“. Bei Seiner irdischen Geburt zeigte der Gottessohn äußerste Demut: „Er ist vom Himmel herabgestiegen – und hat sich nicht vom Vater entfernt“, sagt der heilige Basileios der Große. „Er wurde in einer Krippe geboren – und ist nicht vom Thron herabgestiegen; Er lag in einer Krippe – und hat den Schoß des Vaters nicht verlassen; Er wurde von der Jungfrau im Fleische geboren – und war als Gott ohne Vater. Er stieg herab…

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